Europäischer Salon am Sonntag 19. März 2023 / 10.00-11:30 Uhr
Ort: Bürgersaal des Alten Rathauses, Am Marktplatz, 69168 Wiesloch
In unserem „Europäischen Salon“ haben wir mit Prof. Dr. Peter Brandt, Historiker, und Gert Weisskirchen, emeritierter Professor und ehemaliger außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, im Rahmen unseres Projektes “Transformation der Erinnerung – Transformation der Aufarbeitung” einen Blick auf die historische Bedeutung der Ereignisse in der Tschechoslowakai 1968 gerichtet. Moderation von Stefan Stader, Willi-Eichler-Akademie e.V..
Das Jahr 1968 steht für die weltweite Auflehnung der Jüngeren gegen als autoritär empfundene Gesellschafts- und Staatsformen. Im Mittelpunkt dieses historischen Bandes über »Achtundsechzig« im östlichen Europa, in dem Beiträge von Zeitzeugen durch wissenschaftliche Aufsätze ergänzt werden, stehen die Reformversuche des »Prager Frühlings«, einen demokratischen, menschlichen Sozialismus zu schaffen. Heute erkennt man: Was in der Tschechoslowakei unmittelbar, weniger folgenreich in Polen und Jugoslawien, geschah, strahlte auch auf die »freie Welt« aus und war mit der militärischen Niederschlagung durch die Warschauer-Pakt-Staaten keineswegs vorbei – 1968 ist ein zentrales Ereignis auf dem Weg zur späteren Auflösung der Blöcke im Kalten Krieg.
In Osteuropa war „68“ einer Revolution im eigentlichen Sinne viel näher, hier richtete der ebenfalls von Studenten initiierte Protest gegen die bestehenden politischen Verhältnisse, der tschechisch-französische Historiker Karel Bartosek verwendet den Begriff der „antitotalitären Revolutionen“ in Osteuropa. Der „Prager Frühling“ 1968 und seine gewaltsame Niederschlagung durch sowjetische Truppen zeigen das.
„Der kürzeste Weg in die Zukunft führt über die Vertiefung der Vergangenheit“, betonte der französische Dichter Aimé Césaire.
Die beiden Herausgeber – und das gilt auch für die anderen Autor*innen sind keine neutralen Beobachter, sondern waren seinerzeit sowohl Beteiligte der „Achtundsechziger“- Bewegung in der Bundesrepublik einschließlich West-Berlin als auch in der Folge Verfechter entschiedener Solidarität mit den mittel- und osteuropäischen Emanzipationsbewegungen gewesen: von der Charta 77 über Solidarnosc bis zu den ostdeutschen Dissidenten der revolutionär-demokratischen Volksbewegung in der DDR 1989/90.
Prof. Dr. Peter Brandt, geb. 1948, Historiker und Publizist, 1989–2014 Leiter des Lehrgebiets Neuere deutsche und europäische Geschichte an der FU in Hagen und 2003–2017 Direktor des Dimitris-Tsatsos-Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften.
Gert Weisskirchen, geb. 1944, Prof. (em.), Fachhochschule Wiesbaden; Honorarprofessor an der Fachhochschule Potsdam. Seit 1983 Mitglied im Liaison Committee von END, später Helsinki Citzen´s Assembly. 1999–2009 außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Gründungssenator der Fachhochschule Potsdam.
Stefan Stader, Willi-Eichler-Akademie e.V.., Leitung Büro Berlin
Fotos: Privat.
Eine Veranstaltung der Willi-Eichler-Akademie e.V.